Kläranlage Schwerin-Süd

In den 1970er Jahren setzte in Schwerin eine neue Phase der Stadtentwicklung ein. Neue Wohn- und Industriegebiete entstanden. Die Kapazität der bereits 1908 in der Bornhövedstraße erbauten Kläranlage erreichte ihre Grenzen. Ein neuer Standort musste gefunden werden und aus ökologischen Gründen die Möglichkeit der Ableitung über ein anderes Vorflutsystem.

Inbetriebnahme
1974 erfolgte die Inbetriebnahme der Kläranlage Schwerin–Süd mit einer anfänglichen Aufbereitungskapazität von 20.000 m³/d. Sie war hauptsächlich für die anfallenden Abwässer der neuen Wohngebiete auf dem Großen Dreesch konzipiert. Die neue Kläranlage bestand anfangs nur aus einem Rechengebäude, zwei Sandfängen, zwei Vorklärbecken, ein Abwasser- und Schlammpumpwerk, zwei Erdfaulbecken, Schlammtrockenbeeten und einem großen Speicherbecken (12.000 m³). Von diesem wurde das mechanisch gereinigte Abwasser der land- und forstwirtschaftlichen Verwertung zugeführt.

Der stetig steigende Abwasseranfall führte Ende der 80er Jahre zur 1. Erweiterung der mechanischen Aufbereitungsstufen der Kläranlage. Der Bau einer vollbiologischen Kläranlage war seit Mitte der 80er Jahre geplant.

Belebtschlammbecken und Nachklärung, Copyright: SAE Schwerin Erweiterung der Kläranlage nach 1990
Mit der Wiedervereinigung Deutschlands änderte sich auch die Umweltgesetzgebung. Die Planung wurde angepasst. In Betrieb befindliche Anlagen sollten weitestgehend in die Neuanlage integriert werden. Am 11. Oktober 1991 fand die Grundsteinlegung für die Erweiterung der Kläranlage zu einer modernen biologischen Abwasserbehandlungsanlage mit weitergehender Abwasserreinigung statt. Bis zur Inbetriebnahme am 16.12.1993 waren eine Vielzahl von Bauwerken fertigzustellen, umzubauen bzw. mit Maschinentechnik auszurüsten.

  • 3 Belebungskaskaden (3 x 9.600 m³), ausgerüstet mit Membranrohrbelüftern und Rührwerken
  • 3 Nachklärbecken (3 x 7.000 m³), ausgerüstet mit Doppelräumern
  • 1 Schneckenhebewerk, ausgerüstet mit Trogförderschnecken
  • 1 Gebläsestation, ausgerüstet mit Drehkolbengebläsen
  • 1 Rechenanlage
  • 1 P-Fällungsanlage zur Entfernung von Phosphorverbindungen (aus dem Abwasser)
  • 1 Schaltwarte mit Leittechnik
  • 1 Schlammbehandlungsanlage zur Schlammentwässerung
  • 1 Pumpwerk
  • diverse Verteilerbauwerke, Rohrleitungen, Messtechnik

Klärschlammverwertung Zentrifuge, Copyright: SAE Schwerin Seit 1994 vollbiologische Abwasserreinigung in Schwerin-Süd
Im Januar 1994 wurde die Kläranlage Bornhövedstraße vorfristig außer Betrieb genommen. Ein Grund dafür war der starke Rückgang des Abwasseranfalls um ca. 40% seit der Wende. Seit 1994 werden alle Abwässer der Landeshauptstadt Schwerin und einer Vielzahl von Umlandgemeinden des Zweckverbandes Schweriner Umland auf der Kläranlage Schwerin–Süd gereinigt.

Seit April 1995 fließen die gereinigten Abwässer der Kläranlage über ein Rohrleitungs- und Grabensystem der SAE und der Wasser- und Bodenverbände zur Sude ab. In den Folgejahren investierte die Schweriner Abwasserentsorgung weiter in den Erhalt und den Ausbau der Anlage.

  • Inbetriebnahme Sandbehandlungsanlage 1996
  • Inbetriebnahme Faulung (2 x 2.500 m³) und Gasspeicher (1.500 m³) 1998
  • Inbetriebnahme Regenüberlaufbecken (2 x 3.100 m³) 2000
  • Inbetriebnahme Blockheizkraftwerk 2003
  • Sanierung und Umbau Speicherbecken (11.500 m³) 2004
  • Erneuerung Maschinentechnik Schlammbehandlung (2 Bandeindicker, 2 Zentrifugen) 2003 - 2004
  • Erneuerung Rechenanlage (2 Rechen mit Waschpressen) 2011 – 2012
  • Erneuerung Druckunterbrecherschacht Zulauf 2012 - 2013
  • Erneuerung der P-Fällungsanlage 2014
  • Erneuerung der Gebläsetechnik 2016
  • Erneuerung BHKW- und Gastechnik 2017
  • Inbetriebnahme PV-Anlage 2017
  • Inbetriebnahme Fettannahme 2018
  • Erneuerung der Belüftungstechnik 2020 (Ersatz Membranrohr durch Plattenbelüfter)

Jährlich werden auf der Kläranlage ca. 7 Mio. m³ Abwasser behandelt. Der anfallende Klärschlamm wird ausgefault, entwässert und anschließend verwertet. Das anfallende Gas wird im Blockheizkraftwerk verstromt (Deckung von 62% des Eigenbedarfs), die Abwärme wird zur 100%igen Eigenversorgung mit Wärme genutzt.